Und was macht die Kunst am Spohn- Gymnasium?
Handwerkliche Fertigkeiten, technisches Wissen und Stilgeschichte sind die klassischen Inhalte des Kunstunterrichts, für deren Vermittlung das Spohn-Gymnasium beste Voraussetzungen in Bezug auf Räumlichkeiten, Werkzeuge und Material bietet ...
Bezüge zum Bildungsplan
Handwerkliche Fertigkeiten, technisches Wissen und Stilgeschichte sind die klassischen Inhalte des Kunstunterrichts, für deren Vermittlung das Spohn-Gymnasium beste Voraussetzungen in Bezug auf Räumlichkeiten, Werkzeuge und Material bietet. Doch reicht das alleine, um der Kunst gerecht zu werden? Wie verschafft man sich auch für die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer „neumodischer“ Kunst einen Zugang?
Nicht erst die Postmoderne hat Kunst hervorgebracht, die vom Künstler und vom Betrachter mehr fordert als nur die oben genannten Kompetenzen. Deshalb umfassen die Ziele des Kunstunterrichts wie im Bildungsplan formuliert auch „die Vielschichtigkeit des Denkens und Handelns, der Gestaltung, der Wahrnehmung und der Auslegung“ kennen zu lernen.
Auszug aus dem Bildungsplan:
[…]Angestrebt wird ein ganzheitlicher Unterricht, der Denkweisen, Erfahrungen und Erscheinungen aus dem Leben der Schülerinnen und Schüler und aktuelle und situationsabhängige Gegebenheiten aufgreift, der eigenständige Wege fördert, neue Perspektiven eröffnet und ermöglicht, die Welt offener, bewusster und differenzierter zu erleben und mitgestalten zu können. Durch handlungsbetonte, offene und gelenkte, prozess- und projektorientierte Unterrichtsformen und Methoden werden emotionale, kreative, bildhaft- anschauliche, kognitive und kommunikative Fähigkeiten und Kenntnisse erworben. Damit vermittelt der Unterricht im Fach Bildende Kunst in besonderem Maße Schülerinnen und Schülern vielfältige fachliche, methodische, personale und soziale Kompetenzen. […]
Gedanken zum Kunstunterricht
Wenn Kunst dadurch gekennzeichnet ist, dass sie Ausdruck eines freien Gestaltungswillens ist, muss man sich fragen, ob der Kunstunterricht überhaupt „echte“ Kunst produziert. Immerhin bearbeiten die Schüler und Schülerinnen inhaltlich und/oder methodisch vom Lehrer vorgegebene Aufgabenstellungen, die manchmal mehr die Lösung technisch-handwerklicher Probleme und manchmal mehr kreative Lösungen und Selbstständigkeit erfordern. Das Problem liegt auf der Hand: Nur klare Kriterien machen eine objektive und transparente Notengebung möglich, diese widersprechen aber dem Anspruch der Kunst, frei zu sein.
Nur durch einen vielschichtigen Unterricht, der offene Aufgabenstellungen mit der Förderung handwerklich-technischer Fertigkeiten verbindet und sich für die vielfältigen Betätigungsfelder öffnet, die die Kunst zu bieten hat, kann die kritische Auseinandersetzung mit ihr erlernt und die Kluft zwischen Kunst und Kunstunterricht verringert werden.
Deshalb finden im Kunstunterricht am Spohn-Gymnasium neben klassischer Kunst, Handwerk und Kunstgeschichte auch neue künstlerische Ausdrucksformen ihren Niederschlag. So geht es in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst nicht alleine um die Herstellung, sondern vor allem um Ideen und deren geistige Durchdringung und Reflexion.
Trickfilm 8a
"Turmbau zu Ravensburg", ein Trickfilm der Klasse 8a
Es waren zwei befreundete Künstlerinnen, die 2006 eine Tournee durch Europa machten und mich fragten, ob ich mit einer Klasse an ihrem Projekt teilnehmen wollte. Ihr Ziel war es, an jedem Ort, den sie besuchen würden, zusammen mit Einheimischen einen Trickfilm zu drehen. Außerdem sollten diese Kurzfilme möglichst einen Bezug zum jeweiligen Entstehungsort herstellen.
Ich beschloss also, mit der Klasse 8a an diesem Projekt mitzuwirken. Ravensburg – Stadt der Türme, das Thema war schnell gefunden und es war auch klar, dass das Projekt im öffentlichen Raum stattfinden sollte. Also wurde schnell eine Drehgenehmigung für den Marienplatz organisiert und dank der Kollegen, die ihre Vormittagsstunden hergaben, konnten wir Mitte April zwei Tage lang dieses Projekt durchführen.
Als es dann am Morgen des ersten Tags schneite, war der Schreck groß, aber zum Glück war der Schnee schnell wieder geschmolzen. Nun wurden in mehreren Gruppen die Umzugskartons über den Marienplatz gerutscht und gekullert. Die Szenen waren teilweise geplant, aber es entwickelten sich auch neue Ideen, die spontan umgesetzt wurden. Der zweite Tag diente dann der Herstellung des Vor- und Nachspanns und der Vertonung. Diese entstand durch Klang- und Geräuschimprovisationen mit allen möglichen Alltagsgegenständen und wurde im Computer noch einmal nachbearbeitet. An beiden Tagen war das Engagement der Schüler/innen riesig. Allein am ersten Tag wurden in mehreren Stunden ca. tausend Fotos geschossen und auch sonst waren alle immer äußerst konzentriert bei der Sache.
An dieser Stelle ein großes Lob an die Klasse 8a und auch herzlichen Dank an Renate Liebel und Eva Bredow, die beiden Künstlerinnen, die das Projekt initiierten und betreuten!Wer neugierig ist, kann die Ergebnisse dieser Tournee auf der Website von Eva und Renate ansehen: http://www.liebidow.de
Der Trickfilm „NICHT TANZEN, MARSCHIEREN!“ wurde im Herbst 2006 im Kunstunterricht von der Klasse 10a produziert und gewann den Sonderpreis eines Wettbewerbs, der vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg, der Elternzeitschrift „Schau hin“ und dem Softwarehersteller Magix ausgeschrieben war. Der Film sollte als TV-Werbespot von 60 Sekunden Länge konzipiert sein, als Zielgruppe Kinder und Jugendliche ansprechen und sich kritisch mit der Frage auseinandersetzen, auf welche Art und Weise rechtsextreme Gruppierungen zunehmend versuchen, Kinder und Jugendliche für ihre unheilvolle Sache zu gewinnen.
Durch das Preisgeld und eine Fahrtkostenbeteiligung des LKA war es möglich, mit der Klasse an der Preisverleihung im Bundespressezentrum in Berlin teilzunehmen und so drei Tage lang Berlin kennen zu lernen, was uns natürlich einen Riesenspaß gemacht hat. Der Spot ist inzwischen auch auf Websites der Polizei und des Kultus-Ministeriums zu sehen.
Gründe für die Teilnahme an diesem Wettbewerb gab es genug: Es ist ein hochaktuelles Thema, das besonders an Schulen unbedingt kommuniziert werden muss. Ein Film von Schülern für Schüler in Form eines Werbespots eignet sich hierfür besonders gut und fördert darüber hinaus die Medienkompetenz der Filmproduzenten, die nicht nur das technische Handwerkszeug kennen lernen, sondern sich auch gemeinsam, kreativ und bewusst mit unseren medialen Bildwelten auseinandersetzen. Für die Umsetzung dieses Projektes wurden wir mit einem Filmschnittprogramm ausgestattet und nicht zuletzt hat es auch trotz mancher Extrastunden viel Spaß gemacht.
Ein Stopp-Trickfilm ist ein aufwändiges Projekt und erfordert eine Menge Geduld, wenn man bedenkt, dass für ein Sekunde flüssige Bewegung mindestens zwölf Bilder fotografiert werden müssen. Warum also ein Trickfilm, wo doch als 1. Preis die Verfilmung mit professionellen Schauspielern ausgelobt war? Wie kann man das Böse darstellen? Sind dazu drastische Bilder nötig? Was ist glaubwürdig und hat eine dennoch die Deutlichkeit eines Werbespots?
Die Antwort ist unser Trickfilm. Während der Arbeit gab es einige Veränderungen an der von uns entwickelten Handlung, z. B. sollten ursprünglich die Marschierenden alle in den Abgrund stürzen, wir entschieden uns dann letztlich für ein positives Ende. Obwohl dieses Medium recht leicht verniedlichend wirkt, haben wir, wie wir glauben,diese Klippe gut umschifft. Wir waren erstaunt, wie viel Handlung man in nur 60 Sekunden unterbringen kann und schließlich kam uns auch der Zufall zu Hilfe: Der Blitz entstand durch ungewollt veränderte Lichtverhältnisse, war aber an genau der richtigen Stelle!
Fazit: Es lohnt sich auf jeden Fall, genau hinzuschauen!
Hochdruck: Holzschnitt, "Sport", Klassenstufe 7
Tiefdruck: Radierung, Stillleben, Klassenstufe 10
Malerei: "Weltraumarchitektur", Perspektive mit drei Fluchtpunkten, Wasserfarben, Klassenstufe 9
Anatomie: Handstudien, Bleistift und Pastellkreide, Neigungskurs 12
Objektkunst und Photographie, Raumschiffe aus Abfällen, mit Kulissen photographisch inszeniert, Klassenstufe 6
„ONE MINUTE SCULPTURE“ nach Erwin Wurm, performative Übung, Klassenstufe 8 und 9
Collage: Aleatorik (Zufallstechniken) und Komposition, Klassenstufe 11
Lichtmalen: Experimente mit Taschenlampen und photographischer Langzeitbelichtung, Klassenstufe 8
Entwicklung und Bau mechanischer Malmaschinen und deren experimentelle Erprobung, Klassenstufe 7
experimentelle Malerei: "Insektenkampf", Acrylfarbe, Grundkurs 12
Landschaftsmalerei: Interpretation einer photographischen Vorlage, Acrylfarbe, Grundkurs 12
Objektkunst: "Gratwanderung", Holz, Draht, diverse Fundstücke, Grundkurs 13
Malerei und Zeichnung: Strukturen suchen, finden und zweidimensional wiedergeben, Auswahl, Klassenstufe 6
Malen nach Musik, Acrylfarbe, Klassenstufe 8
Design: Lampen aus Draht, Japanpapier, Holz und Metall, Klassenstufe 10
gemalte Träume, Acrylfarbe, Klassenstufe 6
Zeichnung: "Schrottplatz", Parallelperspektive, Licht und Schatten, Bleistift, Klassenstufe 5
Graffiti dreidimensional: Hartschaumplatten, Acrylfarbe, Klassenstufe 8
Malerei: Stofflichkeit aus der Nahsicht, Acrylfarbe, Klassenstufe 11
Zeichnung: Bewegungsstudien, Kohle, Klassenstufe 8