Wie bereits im vergangenen Jahr konnten die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 9 bei einem Bildungsbotschafter-Vortrag zum Thema „Antiziganismus“ einiges über die Geschichte der Sinti und Roma sowie aktuelle Diskurse erfahren. Als Gast wurde dafür Philipp Reinhardt eingeladen, der nicht nur selbst Sinto ist und die Theorie mit eigenen Erfahrungen ergänzen kann, sondern auch ehemaliger Schüler des Spohn-Gymnasiums.
Neben einem umfangreichen Überblick zur allgemeinen Geschichte der Sinti und Roma wurde insbesondere ein Blick auf Ravensburg gerichtet. Auch hier gab und gibt es Angehörige dieser nationalen Minderheit, welche insbesondere während des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden und auch in Ravensburg in einem Lager außerhalb der Stadt untergebracht waren.
In Verbindung mit der Thematisierung der Grundrechte und des Minderheitenschutzes wurde durch den Vortrag deutlich, wie relevant diese Themen nicht nur in der Vergangenheit, sondern vor allem auch heute sind. Zugleich wurde kenntlich, wie anspruchsvoll es ist, sich gut zu informieren und eine angemessene Sprache zu verwenden, was sich unter anderem in der Debatte über den Begriff „Antiziganismus“ äußert.
Einige neue Erkenntnisse, die Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen durch den Vortrag und die anschließende Diskussion gewonnen haben:
- Sinti leben Urkunden zufolge bereits seit 1407 im Gebiet des heutigen Deutschlands.
- Wenngleich die Bezeichnung Sinti und Roma meist im Zusammenhang verwendet wird, sind des dennoch zwei unterschiedliche Volksgruppen.
- Im Zuge des Aufrisses durch die Geschichte der Sinti und Roma wurde deutlich, dass Sinti und Roma bereits früher häufig kriminalisiert und stigmatisiert wurden. Daraus resultiert eine Geschichte, die häufig von Ausgrenzung geprägt ist und in der Verfolgung während des Nationalsozialismus gipfelte. Bis heute gibt es Probleme der Anerkennung, obwohl Sinti und Roma inzwischen als nationale Minderheit gelten.
- Die Fremdbezeichnung als „Zigeuner“ gilt auch aufgrund der Verwendung durch die Nazis als beleidigend und sollte daher für einen respektvollen Umgang nicht verwendet werden.
- Man soll von außen keine Gruppen bilden und Menschen den Gruppen zuordnen.
- Man kann eine Menschengruppe nie klar definieren, denn die Menschen einer Gruppe unterscheiden sich individuell nochmals.
- Wissen sollte grundsätzlich hinterfragt werden auch bzw. besonders auf Social Media (Stichwort: Woher stammt das Wissen?)
Vielen Dank an Philipp Reinhardt für die interessanten Einblicke!